
Wettkampf, Skepsis und Unsicherheit
Doch kommen wir zurück zum Laser-Wettkampf. Die Wissenschaftler Arthur Schawlow und Charles Townes riefen mit ihrem Proposal im Jahr 1958 einen ersten Erfolg aus, indem sie darin theoretisch beschrieben, wie ein Laser gebaut werden könnte. Sie arbeiteten damals für Bell Telephone Laboratories, die das Proposal auch patentieren ließen. „Allerdings bedeutete das nichts, solange der Prototyp noch nicht gebaut wurde und man damit Geld verdienen konnte“, sagt Kathleen. „Bell Labs verweist immer wieder gerne auf das Dokument mit den Worten ‘Wir hatten das erste Patent auf den Laser’.“ Doch das darin vorgeschlagene Design unterschied sich drastisch von dem, was sich als Grundlage für Teds Laser herausstellen sollte. Was noch interessanter ist: Es ist keinem – inklusive Schawlow, Townes und Bell Labs – jemals gelungen, einen Laser basierend auf dem Proposal von 1958 zu bauen. „Entscheidend war, wie die Laservorrichtung gebaut wurde; und diese musste vor allem simpel sein“, berichtet Kathleen.
Wir befinden uns zwei Jahre später in den Hughes Research Laboratories. Wie Kathleen anmerkt, unterschieden sich Teds Vorstellungen eines Lasers grundlegend von den Ideen, die sonst zu dieser Zeit verfolgt wurden. „Anstelle von Gas vertraute er auf Festkörper, genauer auf einen Rubin, was ihm ermöglichte Probleme im Verfahren zur Herstellung von kohärentem Licht zu entdecken. Gas hingegen war flüchtig und schwierig zu kalkulieren.“
Auch andere Gruppen nutzten stark gekühlte Einheiten, die das Gewicht und die Kosten ihrer Geräte massiv beeinträchtigten. Das Proposal von Schawlow und Townes wurde für eine Leistung von nur einem Milliwatt im infraroten Bereich entworfen. Ted wollte mehr. Er konzentrierte sich darauf, sichtbares kohärentes Licht und dadurch ca. eine Million Mal mehr Leistung zu erzeugen. „Ted war davon überzeugt, dass ein Laser, der extrem schnell stark gekühlt werden müsse, nicht funktionieren würde“, sagt Kathleen.
Aufgrund seiner speziellen Herangehensweise war Ted häufig Skepsis, Spott und mangelnder Unterstützung ausgesetzt – besonders seitens der Konkurrenz, aber auch in seinem nächsten Umfeld. So zum Beispiel von Kollegen bei Hughes Research Laboratories. Dennoch vertraute er seiner Idee so sehr, dass er stets einen Teil davon bei sich trug: Einen synthetischen Rubin. Wurde er von jemanden kritisiert, holte er ihn hervor und erklärte: „Das ist der erste Laser. “
„Das hatte er von seinem Vater gelernt. Er brachte ihm bei, dass wenn man an etwas glaube und sich sicher sei, es sei von Nutzen, so dürfe man sich diese Sicherheit von niemandem ausreden lassen“, erzählt Kathleen.
Manchmal zweifelte er auch selbst an seinem Vorhaben. „Er sagte, es sei nervenaufreibend gewesen, denn er konnte nicht mit Gewissheit behaupten, dass er eines Tages tatsächlich kohärentes Licht erzeugen könne. Auch wenn Einstein einige Jahre vorher die theoretische physikalische Basis für stimulierte Strahlenemission geschaffen hatte, so stand immer die Frage im Raum: Lag er damit richtig? “, erinnert sich Kathleen. „Denn niemand hatte bis dahin jemals kohärentes Licht gesehen – vielleicht dachte man damals auch, man könne nicht weiter gehen.“