
Von der Wollmaus zum Mammut
önnten bald wieder die legendären Wollmammuts über die Erde stapfen? Die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht. Denn das US-amerikanische Biotech-Unternehmen Colossal, arbeitet daran, das längst ausgestorbene Wollmammut wiederzubeleben. Nun haben die Forscher einen Meilenstein erreicht. Sie haben eine Maus gezüchtet mit einem Mammutfell.
Plötzlich huscht ein kleines süßes Wollknäuel über den Tisch im Biolabor. Man ist erstaunt beim Anblick. Denn die im Oktober 2024 geborene "Colossal Woolly Mouse“ ähnelt nur bedingt den Mäusen, wie wir sie kennen. Sie wurde gentechnisch so verändert, dass sie Merkmale aufweist, die für die Erzeugung eines Wollmammut-Embryos verwendet werden könnte.
Das Große im Kleinen: eine Maus gezüchtet mit einem Mammutfell.
„Sie sind viel niedlicher als wir dachten“, sagte Ben Lamm, Mitbegründer und CEO von Colossal, gegenüber USA TODAY. Das Ziel der Gentechniker ist es nun, ein Mammut zu schaffen, das in der Arktis überleben und zur Wiederherstellung des Ökosystems der Region beiträgt.
Die im Oktober 2024 geborene "Colossal Woolly Mouse“ ähnelt nur bedingt den Mäusen, wie wir sie kennen.
Die Forscher verglichen Gene der Maus mit denen, die im Mammut-Erbgut gefunden wurden. Schließlich veränderten sie sieben Gene der Labormäuse, um Tiere zu züchten, die mit dramatisch veränderter Fellfarbe, -textur und -dicke, an die Phänotypen des Wollhaarmammuts erinnern. Die gentechnisch veränderten Mäuse hatten gekräuselte Schnurrhaare mit gewelltem, hellerem Haar, das mit einer rau-wolligen Textur bis zu dreimal länger wächst. Zudem sind die Mäuse fülliger, weil ein verändertes Gen zur Zunahme des Körpergewichts geführt hat. Und dann gibt es noch eine unbeabsichtigte Folge: Sie sind begehrt. „Man hat uns gefragt, ob wir sie verkaufen werden“, sagt Lamm.
Im nächsten Schritt gilt es zu erkunden, ob die Mäuse besser mit Kälte umgehen können als normale Mäuse. Wenn ja, würden diese Gene bei der Rückkehr des Wollmammuts hilfreich sein.
Doch woher hat Colossal die Mammut-DNA? Die Wissenschaftler haben das Erbgut von 59 Wollhaarmammuts, kolumbianischen Mammuts und Steppenmammuts, die zwischen 3.500 und über 1.200.000 Jahre alt sind, analysiert. Die Erkenntnisse helfen jetzt, genetische Ziele für die Schaffung eines Wollmammuts der nächsten Generation zu identifizieren - eigentlich ein „kälteresistenter Elefant mit allen wichtigen biologischen Merkmalen des Wollmammuts“, so das Unternehmen auf seiner Website. „Er wird laufen wie ein Wollmammut, aussehen wie eines, sich anhören wie eines, aber vor allem wird er in der Lage sein, das gleiche Ökosystem zu bewohnen, das durch das Aussterben des Mammuts verlassen wurde“, so die Genetiker.
Gene, die das Fell bestimmen.
Die Wiederbelebungsversuche sind nicht unumstritten. „Wir müssen auch an den Schaden denken, der entstehen könnte: etwa das Leiden von Elefanteneierspenderinnen und Leihmüttern und geklonten Mammuts mit anatomischen Defekten“, schreiben die Wissenschaftsjournalistin Emma Marris und Yasha Rohwer, Assistenzprofessor für Philosophie am Oregon Institute of Technology, auf der Website des Center for Humans and Nature. Dazu entgegnet Ben Lamm: „Colossal berät sich mit seiner Ethikkommission und wird bei künftigen Tests die Protokolle des Institutional Animal Care and Use Committee befolgen“.
„Ein gesundes Tier ist nicht zu hundert Prozent garantiert“, sagt Christopher Preston, Professor für Umweltphilosophie an der Universität von Montana. Darüber hinaus wird der Klon kein echtes Wollmammut sein. „Was wir also zurückbringen werden, ist ein angepasster Verwandter, also im Grunde ein asiatischer Elefant, der mehr Haare und bessere Kältetoleranzgene hat“, sagte Preston gegenüber USA TODAY.
Originalpublikation:
Chen R et al. (2025)
Multiplex-edited mice recapitulate woolly mammoth hair phenotypes.
BioRxiv. DOI: 10.1101/2025.03.03.641227.