Leben und Überleben
Das Gewinnerbild von Andrey Giljov zeigt zwei männliche Saigas bei einem Kampf am Ufer eines Steppensees.  | © Foto: Andrey Giljov

Leben und Überleben

22. August 2025 | von Thorsten Naeser

Eindrucksvolle Bilder fangen die Schönheit, die Kämpfe und die ausgeklügelten Strategien ein, mit denen die Fauna auf der Erde um ihr Leben und Überleben kämpft. Es sind die Gewinnerfotos des diesjährigen Fotowettbewerbs des Wissenschaftsmagazins „BMC Ecology and Evolution“. Die Herausgeber haben Ökologen, Evolutionsbiologen, Zoologen und Paläontologen weltweit wieder dazu eingeladen, die schönsten Eindrücke und Ergebnisse ihrer Arbeit der Öffentlichkeit zu präsentieren. Anschließend wählte die Jury die Gewinnerbilder nicht nur aufgrund ihrer Optik, sondern auch aufgrund der Klarheit der wissenschaftlichen Geschichten, die sie vermitteln.

Das Gewinnerbild zeigt zwei männliche Saigas bei einem Kampf am Ufer eines Steppensees. Das Foto wurde von Andrey Giljov, Dozent an der Universität Sankt Petersburg, aufgenommen. Er erzählt: „Kämpfe zwischen Saigas im Frühjahr dienen mehr dem Training als der Feststellung des Ranges.“ Saigas leben in den Steppen Zentralasiens. Während der Brunftzeit im Herbst verteidigen die Männchen Harems von rund 30 Weibchen. Sie liefern sich intensive Kämpfe, die zu schweren Verletzungen führen können. Der Einsatz ist hoch. Einige Männchen verlieren in dieser Zeit ein Drittel ihres Körpergewichts und riskieren den Tod. Andrey erklärt: „Um die Saigas zu fotografieren, bauten wir in der Nähe der sogenannten ‚sozialen Arena‘ einen getarnten Unterschlupf. Wir mussten uns verstecken, um die Tiere nicht zu verschrecken, sonst wären sie nicht nähergekommen.“

Das Leben zu einer Zeit, als es noch keine Fotos gab: Natalia Jagielska und ihre Darstellung von fliegenden Pterosauriern über dem jurassischen Hebridenbecken.

In der Kategorie „Life in motion“ überzeugte Natalia Jagielska mit ihrem Bild von fliegenden Pterosauriern über dem jurassischen Hebridenbecken. Natalia Jagielska ist Postdoktorandin an der Chinese University of Hong Kong. Sie erklärt: „Das Hebridenbecken bedeckte einst das heutige Schottland. Das Meer wimmelte von Leben. Bei der Erkundung von marinen Ablagerungen wurden zwei Pterosaurierskelette gefunden. Ein Pterosaurier mit einer Flügelspannweite von 2,5 Metern, bekannt als Dearc, und ein kleinerer Pterosaurier mit Haube, genannt Ceoptera.“ Das Bild, aus der Zeit vor 170 Millionen Jahren, zeigt die Reptilien bei der Jagd. Pterosaurier waren die ersten Wirbeltiere, die fliegen konnten. Bis zur Kreidezeit hatten einige Pterosaurier eine Flügelspannweite von über zehn Metern erreicht. Natalia erklärt: „Mithilfe von Fotos und Röntgenmikrotomographie haben wir die beiden Pterosaurierskelette beschrieben. Unsere Beobachtungen ergaben, dass Dearc im Vergleich zu anderen Pterosauriern ein Meilenstein in der Evolution der fliegenden Pterosaurier war.“

Eine spektakuläre Aufnahme gelang Alwin Hardenbol mit seinem Foto eines springenden Buckelwals.

Von seinem Boot aus hat Alwin Hardenbol, Postdoktorand am Natural Resources Institute Finland, das spektakuläre Foto eines springenden Buckelwals aufgenommen. Die Jury wählte das Bild zum Zweitplatzierten in der Kategorie „Life in Motion“. Alwin erläutert: „Um einen Sprung zu fotografieren, muss man ständig bereit sein, da der beste Moment in wenigen Sekunden vorbei ist.“ Das Springen der Buckelwale ist ein faszinierendes Verhalten, da noch nicht geklärt ist, welchem Zweck es dient. Es gibt mehrere Theorien, darunter Kommunikation, Spiel oder das Lösen von Hautparasiten. Was die Kommunikation der Tiere untereinander angeht, so erzeugt das Springen, zusammen mit anderen Verhaltensweisen an der Oberfläche laute Geräusche, insbesondere unter Wasser. Diese sind noch aus großer Entfernung zu hören. Dass das Springen so laut ist, ist nicht überraschend, da die Tiere bis zu 40 Tonnen wiegen. Es ist kaum vorstellbar, wie ein solches Tier überhaupt so hoch aus dem Wasser kommt. Für einen so gelungenen Sprung wie auf dem Schnappschuss von Alwin Hardenbol, beschleunigen sich Buckelwale auf eine Geschwindigkeit von fast 30 Kilometer pro Stunde.

Sritam Kumar Sethy wurde zum Entdecker und fotografierte einen perfekt getarnten asiatischen Laubfrosch.

Ein Foto von Sritam Kumar Sethy wurde als Zweitplatzierter in der Kategorie „Colourful Strategies“ prämiert. Wenn man genau hinsieht, entdeckt man einen asiatischen Grasfrosch. Er unterscheidet sich kaum von der Rinde des Baumes, an dem er sich festhält. Sritam erklärt: „Die Tarnung des Frosches dient einem doppelten Zweck: Sie hilft ihm, Raubtieren wie Schlangen und Vögeln zu entkommen, und bietet ihm gleichzeitig die perfekte Tarnung, um Beute zu überfallen. Mit Geduld und Präzision jagt er kleine Insekten, Tausendfüßler und Würmer, wobei er sich nicht auf Geschwindigkeit, sondern auf Unsichtbarkeit und Timing verlässt.“

Originalpublikation:

Harman, J., Fenton, B., Ferrier, D. et al.

2025 joint BMC Ecology and Evolution and BMC Zoology image competition: the winning images.

BMC Ecol Evo 25, 80 (2025)

Published 15 August 2025

doi.org/10.1186/s12862-025-02423-6