Korallen in der Zwielichtzone
Vor der Küste Tahitis, in einer Tiefe von rund 60 Metern, haben Forscher der UNESCO eines der größten Korallenriffe der Welt entdeckt. | © Fotos: © UNESCO/Alexis Rosenfeld/1 Ocean

Korallen in der Zwielichtzone

26. Januar 2022 | von Thorsten Naeser

Eines der größten Korallenriffe der Welt hat eine von der UNESCO unterstützte Expedition vor der Küste von Tahiti entdeckt. Der unberührte Zustand und die ausgedehnte Fläche, die von außergewöhnlichen Korallen bedeckt ist, machen diese Entdeckung zu einer besonderen.

Für die Taucher muss es wie ein Spaziergang im Garten Eden gewesen sein. Korallen soweit das Auge sehen kann. Vor der Küste Tahitis, in einer Tiefe von rund 60 Metern, sind sie fündig geworden. Dort haben Forscher der UNESCO eines der größten Korallenriffe der Welt entdeckt. Bis zu zwei Meter beträgt der Durchmesser der Rosen-förmigen Korallen, auf die die Expeditionsteilnehmer stießen. Mit einer Länge von etwa drei Kilometer und einer Breite von 30 bis 60 Meter ist das neue entdeckte Biotop eines der ausgedehntesten, gesunden Korallenriffe weltweit.

„Wie ein Kunstwerk“, sagt Alexis Rosenfeld, französischer Fotograf und Gründer der UNESCO-Kampagne „1Ocean“. Er hat die Forschungsmission mit faszinierenden Fotos dokumentiert.

„Es war magisch, diese riesigen, rosafarbenen Korallen zu sehen. Es war wie ein Kunstwerk“, sagt Alexis Rosenfeld, französischer Fotograf und Gründer der UNESCO-Kampagne „1Ocean“. Rosenfeld hat die Forschungsmission mit faszinierenden Fotos dokumentiert.

Der Fund ist ungewöhnlich, da die überwiegende Mehrheit der Korallenriffe in Tiefen von rund 25 Metern liegt. Die Entdeckung lässt vermuten, dass es noch mehr Riffe in Tiefen von mehr als 30 Metern gibt, in der so genannten „Zwielichtzone“ des Ozeans, meinen die Forscher.

In Französisch-Polynesien kam es 2019 zu einer erheblichen Bleiche, also einem Absterben der Korallen. Das nun entdeckte Riff scheint davon nicht betroffen gewesen zu sein. „Die Entdeckung dieses Riffs in einem unberührten Zustand ist eine gute Nachricht und kann als Motivation für künftige Schutzmaßnahmen dienen. Wir glauben, dass tiefere Riffe besser vor der globalen Erwärmung geschützt sind“, erklärt Dr. Laetitia Hedouin vom Französischen Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS).

Das Team tauchte rund 200 Stunden, um das Riff zu erkunden.

Bisher hat man nur wenige Korallenriffe in größeren Tiefen erforscht. Dank neuer Technologien sind nun jedoch längere Tauchgänge dorthin möglich. Das Team tauchte rund 200 Stunden, um das Riff zu erkunden. Dabei konnten die Forscher sogar das Laichen der Korallen beobachten.

Die Expedition ist Teil des globalen Ansatzes der UNESCO zur Kartierung des Ozeans. „Bislang kennen wir die Oberfläche des Mondes besser als die Tiefsee. Nur 20 Prozent des gesamten Meeresbodens sind kartiert“, sagt Audrey Azoulay, UNESCO Generaldirektor. Korallenriffe sind eine wichtige Nahrungsquelle für Organismen. Sie bieten Schutz vor Tsunamis und Küstenerosion. Die in den Riffen lebenden Organismen können sogar für die medizinische Forschung von Bedeutung sein.