enLIGHTment - Olafur Eliassons “The Weather Project (2003)”
Olafur Eliasson – “The Weather Project“, 2003, Monofrequenzlicht, Projektionsfolie, Dunstmaschinen, Spiegelfolie, Aluminium und Gerüst, 26,7 x 22,3 x 155,4 m, Turbinenhalle, Tate Modern, London. | © Foto: Tate Photography (Andrew Dunkley und Marcus Leith)

enLIGHTment - Olafur Eliassons “The Weather Project (2003)”

Die Magie des Lichts

17. Januar 2025 | von Veit Ziegelmaier

Olafur Eliasson, geboren 1967 in Kopenhagen, ist einer der einflussreichsten zeitgenössischen Künstler, dessen Werke auf faszinierende Weise Wissenschaft, Technologie und Kunst miteinander verbinden. Der dänisch-isländische Künstler, der zwischen der urbanen Kultur Dänemarks und der rauen Natur Islands aufwuchs, hat diese beiden Welten tief in seine künstlerische Praxis integriert. Nach seinem Studium an der Royal Danish Academy of Fine Arts in Kopenhagen gründete er 1995 sein Atelier in Berlin. Heute dient dieses Studio als interdisziplinäre Plattform für die Zusammenarbeit von Künstlern, Architekten, Wissenschaftlern und Technikern. Licht spielt eine zentrale Rolle in Eliassons Werk, das oft die Grenzen zwischen Natur und künstlichen Errungenschaften, Wissenschaft und Emotion auslotet. Seine Installationen, darunter die international viel beachtete Arbeit “The Weather Project“ (2003), fordern die Wahrnehmung des Betrachters heraus, indem sie Licht nicht nur als physikalisches Phänomen, sondern auch als kulturelles und emotionales Sinnbild präsentieren.

Grenzen zwischen Realität und Illusion

“The Weather Project“, das 2003 in der monumentalen Turbinenhalle der Tate Modern in London gezeigt wurde, ist eine von Eliassons beeindruckendsten Raumiinstallationen. Sie thematisiert die Beziehung zwischen Mensch und Natur und die Art und Weise, wie wir Umweltphänomene - insbesondere das Wetter - wahrnehmen. Technisch präzise und ästhetisch überwältigend, nutzt dieses Werk Licht als Medium, um die Grenzen zwischen Realität und Illusion zu verwischen.

Das zentrale Element von “The Weather Project“ war eine massive halbkreisförmige Scheibe, die an eine aufgehende Sonne erinnerte. Diese „Sonne“ wurde von Hunderten von Natriumdampf-Hochdrucklampen (HPS) beleuchtet, die für ihre Fähigkeit bekannt sind, ein intensives, monochromes gelb-oranges Licht zu erzeugen. Die von diesen Lampen ausgestrahlte Farbe liegt bei einer Wellenlänge von etwa 589 Nanometern, was gelbem Licht entspricht. Dieses monochromatische Licht hatte eine einzigartige Wirkung auf die Wahrnehmung: Es unterdrückte die Fähigkeit des menschlichen Auges, andere Farben zu sehen, und reduzierte das sichtbare Spektrum auf Gelb- und Grautöne. Eliasson machte sich diese Eigenschaft zunutze, um die gesamte Turbinenhalle in eine jenseitige, fast traumhafte Atmosphäre zu tauchen.

Ein weiteres hervorstechendes Merkmal der Installation war die riesige Spiegeldecke, die sich über die gesamte Länge des Saals erstreckte. Diese Decke aus reflektierenden Paneelen wurde installiert, um den Eindruck zu erwecken, dass sich der Raum unendlich in die Höhe erstreckt. Die halbkreisförmige „Sonne“ wurde durch ihre Reflexion zu einem perfekten Kreis vervollständigt. Diese optische Täuschung verstärkte die Wahrnehmung der Unendlichkeit und öffnete den Raum symbolisch in eine andere Dimension. Die Besucher sahen nicht nur die „Sonne“, sondern auch ihr eigenes Spiegelbild. Dadurch verwandelte sich die Installation in einen Ort der Selbstbeobachtung und Selbsterfahrung.

Um die Sichtbarkeit der Lichtstrahlen zu verbessern und die Atmosphäre zu verstärken, setzte Eliasson Nebelmaschinen ein, die eine Mischung aus Wasser- und Ölpartikeln in die Luft abgaben. Dieser künstliche Nebel veränderte die Lichtwahrnehmung und schuf eine dichte, fast greifbare Struktur. Die Partikel streuten das Licht, machten seine physische Präsenz sichtbar und verliehen der Umgebung eine einzigartige immersive Qualität.

Ein besonders faszinierender Aspekt von “The Weather Project“ war die Interaktion zwischen den Besuchern und dem Raum, die maßgeblich durch das monochromatische Licht ausgelöst wurde. Photo: © User:Bjoss, Wikimedia Commons

Ein besonders faszinierender Aspekt von “The Weather Project“ war die Interaktion zwischen den Besuchern und dem Raum, die maßgeblich durch das monochromatische Licht geprägt wurde. Da die Natriumdampflampen das sichtbare Spektrum auf Gelb- und Grautöne reduzierten, erschienen alle Personen im Raum in denselben Farbtönen. Diese subtile und doch tiefgreifende Einschränkung hatte weitreichende soziale und ästhetische Auswirkungen: Unterschiede in der Hautfarbe, der Kleidung und den Accessoires wurden fast ununterscheidbar. Die reduzierte Farbpalette schuf ein Gefühl der Gleichheit und ermutigte die Betrachter, über die individuellen Merkmale hinauszusehen. Stattdessen rückten die physische Präsenz und die Interaktionen der Menschen im Raum in den Vordergrund.