Ein neuer Lichtfänger im All
Wie man sich das James-Webb-Teleskop im Einsatz vorstellen kann, vermittelt diese 3D-Grafik von Kevin Gill. | © 3D Grafik: Kevin Gill

"Post" aus dem All

Auch der mehrschichtige Sonnenschild, der in etwa so groß ist wie ein Tennisplatz, ist schon erfolgreich entfaltet. Er sorgt dafür, dass die empfindlichen und bei weit unter -200 °C operierenden Instrumente nicht von der Wärmestrahlung der Sonne gestört werden, die die ihr zugewandte Seite des Schilds auf etwa 80°C aufheizt.

Das James-Webb-Teleskop ist nämlich genau auf die Messung von Infrarotstrahlung, also Wärmestrahlung, spezialisiert. Es soll Bilder der ersten leuchtenden Objekte im Universum machen und uns neue Erkenntnisse über die Bildung von Galaxien, Sternen, schwarzen Löchern und Planeten liefern. Da sich seit dieser Zeit das Universum aber weiter ausgedehnt hat, ist jegliches Licht rotverschoben. Dies bedeutet, dass auch damals sichtbares Licht mittlerweile Wellenlängen hat, die man nur mit Infrarotteleskopen beobachten kann. Das James-Webb-Teleskop kann aufgrund seiner bisher unerreichten Sensitivität dabei etwa 13.5 Milliarden Jahre in die Vergangenheit blicken.

Wenn man einen Brief erhält, so ist die Nachricht schon vor einigen Tagen geschrieben und versandt worden. Man erhält also Informationen, die einem Stand aus der Vergangenheit entsprechen. Genauso ist es mit dem Licht aus der Frühzeit des Universums. Es wurde zwar vor Milliarden von Jahren ausgesandt, kommt aber aufgrund der langen Reisezeit heute erst bei uns an.

Außerdem wird das JWST in der Lage sein, Exoplaneten zu untersuchen und durch Infrarotspektroskopie die Zusammensetzung der Atmosphäre zu bestimmen. Vielleicht trägt es so dazu bei, Spuren von extraterrestrischem Leben oder zumindest Planeten zu finden, auf denen Leben entstehen kann.

Doch auch nach dem Erreichen seines Beobachtungspostens hat das Teleskop noch ein paar Monate vor sich, bis uns erste Bilder erreichen. So müssen etwa alle Instrumente auf Betriebstemperatur abgekühlt und die Spiegel und Instrumente justiert und kalibriert werden. Etwa zum Sommeranfang wird das JWST anfangen, die Tiefen des Alls zu untersuchen. Und vielleicht werden meine Söhne eines Tages durch diese Bilder des James-Webb-Teleskops die gleiche Leidenschaft entwickeln, die Hubble einst in mir geweckt hat.