„Die Gesamtheit der Sammlung hat mich beeindruckt“
Ein Heliotrop, hier im Ausschnitt zu sehen, ist ein von Carl Friedrich Gauß entwickelter Sonnenspiegel zum Sichtbarmachen weit entfernter Vermessungspunkte. Dazu wird das Sonnenlicht am Zielpunkt mit einem Spiegel in die Richtung des fernen Theodolit-Standpunktes reflektiert. | © Fotos: Katrina Friese

„Die Gesamtheit der Sammlung hat mich beeindruckt“

20. Januar 2022 | von Die Fotografin Katrina Friese im Gespräch mit Thorsten Naeser

Mit ihrem neuen Bildband „Sachverstand“ öffnet die Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen die Pforten zu ihren mehr als 50 Sammlungen. Zum Vorschein kommen u.a. antike Skulpturen, globige Rechenmaschinen, Knochenpräparate, historische Vermessungsinstrumente oder auch orthopädische Hufeisen. Die wertvollen Sammlungsstücke und ihre Geschichten dazu haben Dr. Alissa Theiß und Prof. Michael Lierz, in dem Kompendium zusammengestellt und für die Öffentlichkeit spannend aufbereitet. Fotografiert hat den gesamten Bildband die Gießener Fotografin Katrina Friese. Sie hat sich durch die Vielzahl von Sammlungsstücken gearbeitet und diese gekonnt in Szene gesetzt. Das Besondere daran: Die Fotografin hat die meisten Objekte direkt dort fotografiert, wo sie lagern. Im Interview erzählt sie von dem Projekt.

Die Illustration des Bildbandes für die JLU war sicher kein ganz alltäglicher Job. Worin lag der spezielle Reiz des Projekts und wie sind Sie an das Projekt herangegangen?

Der spezielle Reiz lag besonders an der immensen Vielfalt und Besonderheit der Exponate, die ich abgelichtet habe. Zudem noch in der Möglichkeit, die Dinge zum einen sachlich richtig abzubilden, zum anderen aber auch eine eher künstlerisch orientierte Herangehensweise umzusetzen. Hier lag mein Fokus darauf, besondere Blickwinkel und Arrangements auszuprobieren, um die Ganzheit der einzelnen Sammlungen zu erfassen und auch für fachfremde Betrachter spannend in Szene zu setzen.

Die Fotografin Katrin Friese bei der Arbeit für den Bildband "Sachverstand" über die mehr als 50 Sammlungen der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen.

Und worin lagen die fotografischen Herausforderungen?

Ich habe vorrangig mit „available light“ fotografiert. Da gab es immer mal Herausforderungen, den Exponaten genügend Strahlkraft zu verleihen. Besonders, wenn diese aus Schutzgründen in ihrer Vitrine bleiben mussten oder einfach durch Größe, Form oder Setting nicht bewegt werden konnten. Da ich normalerweise eher im Event- und Tagungsbereich tätig bin, habe ich es jedoch mal sehr genossen, dass meine Modelle mir nicht weglaufen konnten, sondern brav auf ihren Ständern und Halterungen „sitzengeblieben“ sind.

Allerlei Kurioses aus vergangenen Zeiten hält Katrin Friese in den Archiven der Sammlungen im Bild fest.

Welche Sammlungsstücke haben Ihnen besonders gefallen?

Ich kann hier gar kein einzelnes Stück nennen, da mich die Gesamtheit der Sammlungen an sich schon sehr beeindruckt hat. Viele Stücke erzählen Geschichten aus längst vergangenen Zeiten und diese Geschichten sind es, die mich besonders erfreut und inspiriert haben.

Mit welcher Ausrüstung haben Sie fotografiert?

Ich habe mit einer Nikon Z4s und einer Nikon Z6// fotografiert. Toll war, dass sich in der Materialsammlung auch einige manuelle Nikon-Objektive fanden, mit denen ich dann wiederum einen Teil der Materialsammlung fotografiert habe. Einige Makroaufnahmen zudem mit einer Fuji XT-3.

Gibt es ein Motiv, das besonders in Erinnerung geblieben ist?

Vor allem die Exponate der Pathologie der Veterinärmedizin. Die waren wirklich sehr beeindruckend!

 

Originalpublikation:

Alissa Theiß, Michael Lierz (Hg.) SACHVERSTAND – Die Sammlungen der Justus-Liebig-Universität Gießen, 200 Seiten, über 140 Abbildungen, 25 Euro

ISBN 978-3-944682-98-3

Weitere Informationen: www.uni-giessen.de/sammlungen