Chillen im OCULUS
Bei ihrem Konzept für ein Wüstenhotel haben sich die Architekten von Wüstenpflanzen inspirieren lassen, die sich selbst beschatten. | © Alle Abbildungen: Aidia Studio

Chillen im OCULUS

21. August 2020 | von Thorsten Naeser

Das mexikanische Architekturbüro AIDA STUDIO stellt mit seinem Wüstenhotel in Abu Dhabi einen spektakulären Lifestyle an einem der extremsten Orte der Erde vor.

Die Bedingungen sind extrem. Tagsüber herrschen Temperaturen von bis zu 50 Grad, gnadenlos brennt die Sonne vom Himmel und Wasser ist Mangelware. Die Wüste Rub‘ Al-Khali in Abu Dhabi und den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört wohl zu den für Menschen am schwersten zugänglichen Orten der Erde. Nicht unbedingt ein Ort für einen entspannten Urlaub. Nicht zu Unrecht heißt die Region auch das „Leere Viertel“.

Doch die Architekten des mexikanischen Architekturbüros AIDA STUDIO haben diese unwirtlichen Bedingungen nicht abgeschreckt. In einem Wettbewerb des Umweltministeriums von Abu Dhabi haben Natalia Wrzask und Rolando Rodriguez Leal das Hotel „The Rub'al Khali Oculus“ vorgestellt. Ihr Konzept eines Wüstenhotels im Leeren Viertel ist spektakulär und passt sich nahtlos in die Dünenwelt der Wüste ein.

Romantik und Luxus in der Wüste vermittelt dieser Entwurf für einen Hotelbungalow.

Die Architekten haben sich von Wüstenpflanzen inspirieren lassen, die sich selbst beschatten. So haben nämlich einige Wüstenkakteenarten dicke Außenhäute und flexible Falten über die sie Wärme und Sonnenstrahlung dirigieren, um nicht zu überhitzen und ihre Innentemperatur zu senken.

Dieses System haben die Architekten umgesetzt in eine markante Lamellenstruktur an den Außenseiten der Augapfel-förmigen Wohnmodule. Über rund 25-30 solcher Module soll dann der Hotelkomplex zusammengesetzt sein. Sechzig Lamellen an jedem Modul schaffen ein dichtes Gitter, das den Wohnbereich schützt. Die Lamellen sind mit einem Beschattungsgewebe untereinander verbunden. Um sich an die Krümmung des Moduls anzupassen, verdichten sich die Lamellen zur Krone hin und erhöhen so ihren Schutz gegen die starke vertikale Sonnenstrahlung. Die Lamellen sind je nach Sonnenstand verschiebbar.

Komfort im Sand: Konstruktion und Mechanismus der Lamellen sorgen für ausreichend Schatten.

Tagsüber zieht sich die „Haut“ seitlich vor und zurück und spendet Schatten, genau dort, wo er benötigt wird. Ebenso können die Lamellen aber auch vollständig geschlossen werden, um Wärme abzuhalten und dennoch genügend Licht durchzulassen. Wenn ein Oculus vollständig entfaltet ist, tarnt er sich perfekt in seiner Umgebung und wird für die Tierwelt fast unsichtbar.

Da es im Leeren Viertel nicht an Sonnenlicht mangelt, schlagen die Architekten vor, flexible und farbstoffsensibilisierte Solarzellen (DSSCs) einzubauen. Diese halbtransparenten Solarzellen kann man in das Beschattungsgewebe zwischen den Lamellen einnähen. Da die DSSC-Zellen auch bei schwacher Beleuchtung Strom erzeugen, sollte die Energie ausreichen, um den Bedarf jedes Oculus zu decken, meinen die Konstrukteure. Jede Kapsel ist zudem ausgestattet mit einem Wassertank, der über ein Filtrations- und Recyclingsystem für Grauwasser verfügt.

Und natürlich kommt der Luxus nicht zu kurz. Abends beobachtet man über das geöffnete Dach die Sterne. Der Wohnbereich hat eine Lounge zum Entspannen. Ein Teleskop steht auf jeder Terrasse. Die Module verfügen über Badezimmer mit Holzverkleidung. Natürliches Licht durchflutet das Bad von oben. Eine Verkleidung im Norden soll vor Sandstürmen schützen, die meistens aus dieser Richtung kommen. Jedes Oculus soll aus nachhaltigen Materialien, wie zertifiziertes Holz und organische Stoffe in natürlichen Farbtönen gebaut werden, um sich so unaufdringlich wie möglich in die Wüste einzufügen.

Für weitere Informationen siehe:

www.aidia-studio.com