
Auf Tuchfühlung mit Walen
Mit einem theatralischen Bild aus einem norwegischen Fjord hat Emma Vogel den diesjährigen Wettbewerb #Scientists at work des Wissenschaftsmagazins „Nature“ gewonnen.
öwen kreischen in der Morgendämmerung. Die See ist aufgewühlt. In einem nordnorwegischen Fjord kämpft ein Wissenschaftler mit seinem kleinen Boot gegen die tosenden Wellen. Theatralisch angeleuchtet wird der Biologe Audun Rikardsen durch die Flutlichter eines Fischtrawlers, der sich im Hintergrund bedrohlich nähert. Diese Aufnahme gelang Rikardsens damaliger Doktorandin Emma Vogel im November 2020. Das Foto ist der diesjährige Gewinner des Fotowettbewerbs #Scientists at work des Wissenschaftsmagazins „Nature“.
Emma Vogel ist Raumökologin und erforscht die Bewegungen von Tieren. Sie arbeitet als Postdoktorandin an der Universität Tromsø. Der Eindruck, den das Foto auf den Betrachter macht, scheint zu täuschen: Denn für Emma Vogel symbolisiert das Foto einen der seltenen friedlichen Momente an einem ansonsten chaotischen Morgen. „Der Augenblick fühlte sich ganz ruhig an“, sagt sie zu dem Foto. „Ich bin es eigentlich eher gewohnt, dass es bei der Feldarbeit turbulent zugeht.“
Emma Vogel im Einsatz mit der Kamera.
Bei ihrer Forschung begleiten die Ökologen Fischereifahrzeuge in den Fjorden Nordnorwegens. In dieser rauen Umgebung gibt es Heringe im Überfluss. Die Fische locken eine große Zahl von Schwertwalen und Buckelwalen an. Vogel und Rikardsen verfolgen die Routen der Wale mit Hilfe von Satellitensendern, die mit dem großkalibrigen Luftgewehr, das Rikardsen auf dem Foto in der Hand hält, angebracht werden.
Mit den Sendern sammeln die Ökologen Daten über den Standort und das Auftauchverhalten der Wale. Einige erfassen auch das Tauchverhalten, einschließlich der Tauchdauer und der maximalen Tiefe. Oft führen die Forscher auch eine Biopsie durch und entnehmen Gewebeproben, die zur Überwachung des Gesundheitszustands der Wale verwendet werden.
Durch diese Tätigkeit bleiben die Wissenschaftler mit ihren Tieren in Verbindung. „Man kann sogar ihren Atem riechen“, sagt Vogel. „Man hört sie, bevor man sie sieht, was für mich immer wieder unglaublich ist.“
Bei genauer Betrachtung des Fotos von Emma Vogel ist im Hintergrund des Bildes ein Schwertwal zu erkennen, der von der Metallschiene hinter Rikardsen eingerahmt wird – etwas, das den Juroren bei der ersten Sichtung der Einsendung entgangen war. „Ich habe mich sehr darüber gefreut“, sagt Vogel.
Mehr ausgezeichnete Bilder:
www.nature.com/immersive/scientistatwork/index.html