Analogfotografie hat Suchtpotenzial!
Als Kind des digitalen Zeitalters ist Susanna Fischerauer der analogen Fotografie verfallen. Hier berichtet wie es dazu kam.
ls ich auf die Welt gekommen bin, hatte die Analogfotografie ihren Zenit schon lange überschritten. Gerade bin ich 27 geworden. Meine ersten Schritte in der Fotografie machte ich mit digitalen Kameras. Doch als mir eine Freundin eine analoge Kamera schenkte, brach für mich eine neue Ära an. Seitdem heißt es „back to the roots“ für mich. Ich bin aus der digitalen Welt ausgebrochen und habe die Analogfotografie lieben gelernt.
Plötzlich hielt ich sie in meinen Händen, dieses verstaubte, fremde Plastikgerät mit einem einzigen Knopf und so vielen neuen Geräuschen. Ich öffne die Klappe und lege meinen allerersten Analogfilm vorsichtig in das innere Gewinde der Kamera – Klappe schnell wieder zu. Ihr Innenleben fasziniert mich. Ein kurzes Rauschen, bis der Film eingezogen ist und die Anzahl der freien Bilder auf einem kleinen Display erscheint. Dass sich aus dem nostalgischen Geschenk einer Freundin eine neue Leidenschaft entwickelt, war mir zu diesem Zeitpunkt noch unklar. Es fühlt sich ein bisschen an wie eine kleine Reise zurück zu den Wurzeln, zu den ersten Atemzügen der Fotografie, wodurch mir erst bewusst wurde, wie wertvoll die Entwicklung dieser Technik eigentlich ist. Das erste Argument was mich direkt überzeugt hat war, dass Analogkameras einfach unglaublich günstig sind. Man bekommt viel Technik für wenig Geld. Finden kann man sie für nur wenige Euros auf Flohmärkten, Ebay Kleinanzeigen oder auch kostenlos auf alten Speichern von den Großeltern. Analogkameras sind der perfekte Festival- oder Urlaubsbegleiter, denn wenn sie mal kaputt gehen ist zumindest der finanzielle Schaden gering.
"Der Fokus liegt einzig und allein auf der Momentaufnahme und weniger auf der Optimierung meines Motivs, das ich vor mir habe."
Wir leben in einer Zeit, deren Schnelllebigkeit uns immer einen Schritt voraus ist. Unzählige Eindrücke prasseln von allen Seiten auf uns ein, bevor wir sie überhaupt wahrnehmen und sortieren können. Social Media Plattformen wie Instagram ermöglichen das Aufnehmen, Bearbeiten und Teilen von Bildern in nur einem einzigen Schritt. Analogfotografie grenzt sich an dieser Stelle ab, bricht mit dem Geist der Zeit und bildet das perfekte Entschleunigungsmittel. Der Fokus liegt einzig und allein auf der Momentaufnahme und weniger auf der Optimierung meines Motivs, das ich vor mir habe. Denn anders als bei den Modellen mit digitaler Vorschau kann ich die Fotos nicht direkt überprüfen und ersetzen. Die Bilder erscheinen dadurch in einem authentischeren Licht – unverfälscht und weniger vom eigentlichen Motiv entfremdet. Hinzu kommt, dass fotografisches Feingefühl weit mehr gefragt ist als bei Digitalkameras. Viele Einstellungen, die sonst die Kamera für mich übernimmt, muss ich auf einmal selbst entdecken und verstehen. So bin ich auf einmal damit konfrontiert, dass nicht die Kamera das Motiv regiert, sondern das Motiv die Aufnahme – die fehlenden Bearbeitungsoptionen müssen durch mein Auge ausgeglichen werden. So muss man sich vor dem Knipsen viel mehr Zeit dafür nehmen, die Umgebung genau und bewusst wahrzunehmen. Nur 36 Mal kann ich auf diesen kleinen Knopf drücken, um die richtigen Momente einzufangen, bis sich die Filmrolle in der 2-wöchigen Wartezeit in Unikate verwandelt. Die Vorfreude auf die entwickelten Filmstreifen ist unschlagbar. Und der Überraschungseffekt riesig, denn nach dem Abholen stelle ich jedes Mal aufs Neue fest, dass ich mich an die meisten Fotos gar nicht mehr erinnern kann. Die Aufnahmen erzählen eine chronologische Geschichte der letzten Monate, die ich beim Anblick ein zweites Mal hautnah miterlebe. Praktisch ist außerdem, dass man nach dem Einscannen der Bilder nahezu die gleichen Nachtbearbeitungsoptionen wie bei der Digitalfotografie hat.
"Bei spontanen Schnappschüssen, Städtetrips, Konzerteindrücken oder geselligen Runden mit Freunden greife ich am liebsten auf die analogen Varianten zurück."
Für mich sind analoge Kameras eine wunderbare Ergänzung zu meiner digitalen Canon750d. Bei spontanen Schnappschüssen, Städtetrips, Konzerteindrücken oder geselligen Runden mit Freunden greife ich am liebsten auf die analogen Varianten zurück. Für aufwändigere Fotoshootings bin ich dann wiederum sehr dankbar, meine Digitalkamera als treue Begleiterin zu haben – vor allem wenn hohe Auflösung und qualitative Nachbearbeitung der Fotos relevant sind hat man es mit den digitalen Bildern dann doch ein wenig leichter. Mein Fazit: Analogfotografie hat Suchtpotenzial! Ich kann nicht genug haben von diesem Überraschungsfotokick. Der Look analoger Kameras versprüht einen einzigartigen Charme und der Retro-Effekt der Abzüge kann durch keinen Filter des Fotouniversums ersetzt werden!