Licht als Fühler für die Erdbewegung
„Die Laserinterferometrie in Kombination mit der Seismologie steckt noch in den Kinderschuhen, sie ist ein absolutes Pionierprojekt“, sagt Heiner Igel. Seit einigen Monaten läuft der Laser nun stabil. „Wir messen hier mit Nano-Genauigkeiten“, erläutert der Geophysiker weiter. Seine erste Bewährungsprobe hat der Laser schon hinter sich. Die Erschütterungen eines Erdbebens in Italien nahm das System auch viele hundert Kilometer weiter in Fürstenfeldbruck wahr und lieferte wertvolle Daten.
Finanzieren konnten die Geophysiker die Anlage über einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats, mit dem Heiner Igel 2013 ausgezeichnet wurde. Die LMU unterstützte das Projekt zusätzlich. Beteiligt ist auch die Satellitengeodäsie der Technischen Universität München (TUM).
Das neue Seismometer aus Licht könnte eine neue Ära für die Beobachtung von Erdbewegungen bedeuten. Rotationen des Bodens waren bisher noch nicht messbar. Noch dazu sind die Bewegungen der Erde nur im Nanometer-Bereich wenn sie weit vom Entstehungsort eines Bebens oder einer Explosion entfernt sind. Da benötigt man einen sehr feinfühligen Sensor. Und den haben die Münchner Geophysiker mit dem neuen Ringlaser jetzt in Fürstenfeldbruck. Seine extrem gleichmäßig schwingenden Lichtwellen sind ein geeignetes Medium. Licht hat im Vakuum eine konstante Ausbreitungsgeschwindigkeit und schwingt rund 15 Millionen Milliarden Mal in der Sekunde. Der Laser sendet in beide Richtungen Lichtwellen in Richtung der Spiegel aus. Durch die Spiegelung überlagern sich die Wellen exakt. Bewegt sich der Untergrund, dann verschieben sich diese Wellen, da sich die Weglängen minimal verändern. Damit entsteht eine so genannte Schwebung ähnlich wie eine Dissonanz in der Akustik bei der sich die Schallwellen verschieben und schräge Töne entstehen. Die Verschiebungen der Lichtwellen können die Physiker messen und daraus errechnen in welche Richtung sich der Untergrund bewegt hat.
„Wir befinden uns noch in der Erprobungsphase des Systems“, erläutert Heiner Igel. „Aber wir sind uns sicher, dass wir mit ROMY in der Lage sein werden völlig neue Einblicke in den Aufbau der Erde und die Mechanismen von Erdbewegungen zu erhalten.
Dann klettert Igel wieder aus dem Schacht ans Tageslicht. Die Frühlingssonne lässt den silbernen Deckel der Luke aufblitzen während der Geophysiker ihn wieder schließt. Der Laser Seismometer ist sich im Untergrund wieder selbst überlassen.