Mit Sonnenlicht die Welt umrundet
Die Solarimpulse fliegt über Hawaii, nachdem sie den Pazifik überquert hat. | © Solar Impulse

Mit Sonnenlicht die Welt umrundet

2. August 2016 | von Thorsten Naeser

Die Kraft der Sonne hat zwei Menschen einmal um die Erde getragen. Das solargetriebene Flugzeug „Solar Impulse2“ hat exakt Null Liter fossilen Treibstoff benötigt.

Die beiden Piloten Bertrand Piccard und Andre Borschberg haben Luftfahrt-Geschichte geschrieben. Nach 17 Flugetappen und 43.000 Kilometern landete ihr Flugzeug „Solar Impulse2“ Mitte Juli in Abu Dhabi. Als erstes Fluggefährt, das ausschließlich von der Kraft der Sonne angetrieben wurde, hat die Solar Impulse2 die Welt umrundet. Die Reise war ein modernes Abenteuer, sowohl für das Team am Boden, als auch für die beiden Piloten. Piccard und Borschberg wechselten sich etappenweise im Cockpit ab, denn Solar Impulse2 kann lediglich einen Menschen befördern.

Mehrmals gab es Momente, in denen das Vorhaben vor dem Scheitern stand. Wie etwa als über dem Pazifik der Autopilot, der den Piloten beim Schlafen unterstützte, streikte. Zudem versagten die Batterien teilweise ihren Dienst. Andre Borschberg, auf diesem Flug am Steuer, konnte wegen der Windverhältnisse nicht mehr umdrehen. Als ausgebildeter Kampfpilot trotzt er den extremen Strapazen und landete Solar Impulse2 sicher auf Hawaii. Borschbergs Sitz war gleichzeitig Toilette und Schlafplatz. Er erzählt, er habe sich über dem Pazifik mit Yoga fit gehalten. Nach der Landung auf Hawaii habe ihn ein Therapeut dennoch massieren müssen, sonst wäre er nicht auf die Beine gekommen. Ganz nebenbei stellte Borschberg auf diesem Flug einen Weltrekord auf: Er war mehr als 118 Stunden permanent in der Luft.

Tagsüber tankte Solar Impulse2 die Sonne, lud seine Batterien auf und konnte so auch nachts fliegen. Die Piloten steuerten sehr früh am Morgen in Richtung Sonne und flogen mit Sauerstoffmasken in rund 8500 Metern Höhe. Nachts sank das Flugzeug auf 2500 Meter. Dort konnte man energiesparender fliegen.

Die Solar Impulse, konstruiert aus Karbonfasern, erinnert an einen gewaltigen Segler. Auf ihrer Oberfläche sind auf 72 Metern Flügelspannweite 17.000 Solarzellen angebracht. Die Zellen treiben vier Motoren an und füllen gleichzeitig die Batterien für die Nachtflüge. Nach dem Start am 9. März 2015 ging es Richtung Osten über den Oman, Indien China, den Pazifik, New York, Sevilla und zurück nach Abu Dhabi.

Die Solar Impulse2 wiegt gerade mal 2,3 Tonen. Sie hat eine maximale Ladekapazität von 1,6 Tonnen. Fast das gesamte Ladevolumen benötigt man für die Batterien und den Piloten. Im Vergleich zu einem Verkehrsflugzeug mit mehreren 100 Tonnen Startmasse, ist das natürlich sehr wenig. Der Solarflieger hat gezeigt, dass wohl keine größeren Maschinen mit Solarenergie in die Luft gehen werden. Die Antriebsleistung ist einfach zu schwach. Dennoch, so die Experten, könnten eines Tages Passagierflugzeuge mit Elektromotoren unterwegs sein. Die Energiequelle für E-Flugzeuge würde nicht die Sonne sein, sondern zum Beispiel ein Hybrid aus Wasserstoffbrennzellen und Hochleistungsbatterien.