Mond-Gärtnerei
Für ihren Mini-Mondgarten verwendeten die Forscher fingerhutgroße Vertiefungen in Plastikplatten, die normalerweise bei Zellkulturen eingesetzt werden. | © Fotos: Tyler Jones, UF/IFAS

Mond-Gärtnerei

Wissenschaftler der Universität von Florida haben erstmals Pflanzen aus dem Boden des Erdtrabanten gezüchtet. Ein Meilenstein in der Erforschung des Mondes und des Weltraums.

25. Mai 2022 | von Thorsten Nasser

Ganz unfruchtbar scheint unser Erdtrabant nicht zu sein. Forscher der Universität Florida haben jetzt gezeigt, dass Pflanzen erfolgreich im Mondboden wachsen können. Sie untersuchten auch, wie Pflanzen auf den Mondboden reagieren, der auch als Mondregolith bekannt ist und sich grundlegend von dem Boden der Erde unterscheidet. Vielleicht ist das der erste Schritt, auf künftigen Mondmissionen die Versorgung mit Lebensmitteln lokal zu gestalten.

Was passiert, wenn man Pflanzen in Mondboden züchtet, der völlig außerhalb der evolutionären Erfahrung einer Pflanze liegt? Was würden Pflanzen in einem Gewächshaus auf dem Mond tun? Könnten wir Landwirtschaft auf dem Mond betreiben?

Diese Fragen stellten sich die Gartenbauforscher Dr. Rob Ferl und Dr. Anna-Lisa Paul von der Universität Florida. Um sie zu beantworten, entwickelten die beiden ein Experiment: Sie pflanzten Samen in Monderde, gaben Wasser, Nährstoffe und Licht hinzu.

Doch was erst mal einfach erschien, entpuppte sich als kompliziertes Vorhaben: Die Forscher hatten nur zwölf Gramm Mondsubstrat zur Verfügung. Die Erde war eine Leihgabe der NASA und wurde während der Mondmissionen Apollo 11, 12 und 17 gesammelt. Paul und Ferl bewarben sich in elf Jahren dreimal, um mit dem Mondregolithen zu arbeiten.

Nachdem sie die Töpfe mit einem Gramm Monderde gefüllt hatten, befeuchteten die Wissenschaftler die Erde mit einer Nährstofflösung und fügten Samen der Arabidopsis-Pflanze dazu.

Für ihren Mini-Mondgarten verwendeten die Forscher fingerhutgroße Vertiefungen in Plastikplatten, die normalerweise bei Zellkulturen eingesetzt werden. Jede Vertiefung fungierte als ein Topf. Nachdem sie die Töpfe mit einem Gramm Monderde gefüllt hatten, befeuchteten die Wissenschaftler die Erde mit einer Nährstofflösung und fügten Samen der Arabidopsis-Pflanze dazu. Arabidopsis wird in der Pflanzenforschung gern verwendet. Ihr genetischer Code ist vollständig entschlüsselt ist. Der Anbau von Arabidopsis in der Monderde ermöglichte den Forschern einen Einblick in die Auswirkungen des Bodens auf die Pflanzen, bis hin zur ihrer Genexpression.

Die Forscher waren sich alles andere als sicher, dass die in die Monderde gepflanzten Samen sprießen würden. Aber fast alle taten es. „Wir waren erstaunt. Das hatten wir nicht erwartet“, erzählt Paul. „Die Mondböden unterbrechen also nicht die Hormone und Signale, die an der Keimung der Pflanzen beteiligt sind.“

Zum Vergleich pflanzten die Forscher Arabidopsis auch in einer terrestrischen Substanz, die echten Mondboden imitiert, sowie in simulierten Marsböden und terrestrischen Böden aus extremen Umgebungen an. Die Forscher beobachteten Unterschiede zwischen den Pflanzen, die in der Monderde gewachsen waren, und der Kontrollgruppe. Einige der in der Monderde gezüchteten Pflanzen waren kleiner, wuchsen langsamer oder variierten in ihrer Größe stärker als ihre Gegenstücke.