„Wir digitalisieren auf Hochtouren coole Experimente“
Sofie Silbermann bleibt dem PhotonLab am MPQ treu und unterstützt jetzt tatkräftig die Umsetzung des digitalen Angebots. | © Foto: Susanna Fischerauer

„Wir digitalisieren auf Hochtouren coole Experimente“

Ein Interview mit der Physik-Studentin Sofie Silbermann

14. April 2021 | von Susanna Fischerauer

Alles fing damit an, dass Sofie Silbermann 60 Räucherstäbchen im Schülerlabor PhotonLab im Max-Planck-Institut für Quantenoptik brennen ließ. Das ganze Institut roch danach wie ein indischer Tempel. Doch diese Räucherstäbchen brachten der frisch gebackenen Physik-Studentin vor einem Jahr den ersten Platz im Regionalentscheid des Wettbewerbs German Young Physicists' Tournament (GYPT). Mit den Stäbchen demonstrierte Sofie einen strömungsmechanischen Ansatz, warum das Kerzenlicht hinter einer Flasche durch Pusten mal erlischt und mal nicht. Jetzt arbeitet Sofie als HiWi im PhotonLab. 

Wie ging es nach deinem Erfolg bei der Deutschen Physikmeisterschaft GYPT weiter?

Eine Woche später habe ich beim Regionalwettbewerb von Jugend forscht mit dem gleiche Projekt den ersten Platz gewonnen. Daraufhin hat mich meine GYPT-Ansprechpartnerin Rosemarie Jahn von Cadfem an ein Schweizer Stipendium vermittelt, das perfekt zu meinen Strömungsmechanik- Experimenten gepasst hat. Cadfem ist eine Firma, die professionelle Simulationssoftware anbietet und bei der Anwendung der Software unterstützt. An der Fachhochschule Ostschweiz durfte ich dann einen halbjährigen Kurs über Strömungssimulationen machen. Das war eine sehr intensive Zeit, in der ich gleichzeitig für das Schweizer Certificate of Advanced Studies in fluid dynamics und Abiturprüfungen lernen musste. Am Ende habe ich beides geschafft und extrem viel gelernt, wofür ich sehr dankbar bin!

Was ist deine aktuelle Aufgabe als Werkstudentin am PhotonLab?

Silke Stähler-Schöpf, die Leiterin des Schülerlabors, arbeitet zusammen mit uns an Konzepten, wie man die Experimente möglichst ansprechend auch von Zuhause aus erleben kann. Dazu nutzen wir die Methode des Flipped Classrooms, bei der sich die SchülerInnen vorab alle notwendigen Grundlagen der Experimente für ihren späteren Besuch im Schülerlabor aneignen können. Innerhalb unserer erstellten Kurse können sie interaktive PowerPoint-Folien gestalten, Lückentexte ausfüllen und stumme Videos durch eigenständige Vertonung oder Texte ergänzen. Unser derzeitiges Vorzeigeprojekt ist das Interferometer, wo man nach Aneignung physikalischer Grundlagen durch einen bestimmten Versuchsaufbau mithilfe eines Lasers die Wellenlänge von Licht messen kann. Und unsere kürzlich erhaltene LernortLabor-Auszeichnung beim Wettbewerb Schülerlabor digital ist ein riesiger Ansporn für uns, weiter auf Hochtouren zahlreiche Experimente zu digitalisieren!

Was macht dir an deinem Job im Schülerlabor besonders viel Spaß?

Die spannendste Herausforderung liegt darin, die physikalischen Grundlagen möglichst ansprechend zu vermitteln. Und dafür haben wir die perfekte Crew im PhotonLab: Linda Qerimi, eine Mathe- und Physik-Lehramtstudentin, Nina Miller, die gerade frisch ihren Bachelor in Physik gemacht hat, Masterstudent Karan Tiwana und ich als Studienanfängerin, die auch noch die Seite der SchülerInnen kennt. Wir wissen alle noch genau wie es ist, wenn Lerninhalte auf den ersten Blick uncool wirken. Umso wichtiger ist es uns, den Stoff so aufzubereiten, dass die SchülerInnen Spaß daran haben! Momentan arbeiten wir an einer Website, die die Grundlagen übersichtlich untereinander verlinkt.

Welche Eindrücke aus deinem Stipendium sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Die Arbeit in meiner Gruppe hat mir super viel Spaß gemacht! Wir waren insgesamt nur zehn Teilnehmer und ich war die jüngste Teilnehmerin von allen. Das Semester galt als Master-Semester und für die abschließende Prüfung braucht man eigentlich einen Bachelorabschluss. Diese Prüfung gut zu bestehen war für mich ein riesiges Erfolgserlebnis! Besonders viel Spaß hatte ich außerdem an dem Fach fluid dynamics. Vor dem Stipendium war ich davon überzeugt, dass man turbulente Strömungen nicht berechnen kann. Da wurde ich definitiv eines Besseren belehrt – für ihre Auswertung braucht man nur unglaublich viel Rechenpower.

Mittlerweile studierst du Physik an der LMU. Wie läuft‘s?

Ich bereue es auf keinen Fall, während Corona mein Physikstudium begonnen zu haben! Alles hat mit einem Crashkurs angefangen, wodurch ich den ganzen Sommer über beschäftigt war und nie Leerlauf hatte. Da blieb nicht viel Zeit für Langeweile oder Coronafrust, weil das nächste Projekt schon wieder vor der Tür stand. Und es gibt noch einen weiteren Lichtblick: Mein Engagement wird ab April über ein Stipendium der Heinrich Böll-Stiftung gefördert.

Wenn ihr die Phänomene des Schülerlabors auch hautnah von Zuhause aus mitverfolgen wollt, dann schaut doch mal auf unserer Website vorbei: h5p.org/node/1058083