Segeltörn zu Alpha Centauri

Segeltörn zu Alpha Centauri

Forscher um den berühmten Physiker Stephen Hawking wollen in rund 15 Jahren Mini-Raumsonden mit Hilfe von Laserlicht in unser nächstgelegenes Sonnensystem segeln lassen.

6. Juni 2016 | von Thorsten Naeser

Wie kann die Menschheit in Lichtjahre entfernte Gegenden im Universum reisen? Selbst der am nächsten gelegene Stern Alpha Centauri ist 4,37 Lichtjahre von uns entfernt. Das heißt: Man müsste auf einem knapp 300.000 Kilometer pro Sekunde schnellen Lichtstrahl so lange fliegen bis man dort im Sonnensystem ankommt.

Man könnte meinen, das ist technisch unmöglich. Nicht ganz. Denn jetzt geistert eine Idee durch die Köpfe einiger Wissenschaftler, die es zumindest ermöglichen würde Mini- Raumsonden so weit fliegen zu lassen. Die dazu gehörige Technologie haben der russische Milliardär Yuri Milner und der Physiker Stephen Hawking vorgestellt. 100 Millionen US-Dollar will Milner in das Projekt "Breakthrough Starshot" investieren. Hawking ist der geniale Kopf hinter dem Vorhaben. Und auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg sitzt im Aufsichtsrat der Gesellschaft.

Die Idee ist eine Art Segeltörn nach Alpha Centauri. Allerdings bestehen die Briefmarken großen Raumsonden nur aus einem ultraleichten Segel, das von Licht angetrieben wird. Diese Segel sind wenige Atomlagen dick. Die Wissenschaftler wollen extrem starkes Licht auf die Segel auftreffen lassen und sie so in die Weiten des Universums treiben. Die Segel könnten so in 20 Jahren Alpha Centauri erreichen. Die Reisezeit kommt zustande, weil segelnde Sonden nur ein Fünftel der Lichtgeschwindigkeit erreichen. Das sind 60.000 Kilometer pro Sekunde, was aber immer noch 100 Mal schneller ist als das schnellste Raumgefährt. Trotz ihrer winzigen Dimensionen werden die Sonden aus Halbleitern bestehen. Sie verfügen über eine Energieversorgung, Sensoren, Kameras und eine Kommunikationseinheit. Ein „Starchip“, wie es Milner und Hawking nennen.

Die dafür notwendigen Laser müssen, nach Rechnung der Physiker ungefähr 100-Milliarden-Watt Leistung haben. Das entspricht in etwa der Leistung von 100 Atomkraftwerken. Das System könnte zum Beispiel mit mehreren Lasern in einer hochgelegenen, trockenen Region wie der Atacamawüste in Chile aufgebaut werden.

Die Forscher sind zuversichtlich solche Nanosegel in etwa 15 Jahren entwickelt zu haben. Zunächst einmal wollen die Wissenschaftler das System in unserem Sonnensystem testen. Man könnte zum Beispiel Pluto auf diese Weise in drei Tagen erreichen. Die Mini-Raumschiffe sollen an Bord von Raketen in eine Erdumlaufbahn gebracht werden. Dort werden dann die Lichtsegel entfaltet, und die Beschleunigung durch den Laser beginnt. Das Licht wirkt nur etwa zwei Minuten auf die Segel ein, bis sie ihre Maximalgeschwindigkeit erreicht haben. Währenddessen wirken Kräfte auf sie, die dem 60.000-fachen der Erdanziehungskraft entsprechen. Der Segeltörn durch das Universum kann beginnen.