In der römischen Nacht
Die Römer verstanden es, Licht zu machen. Dazu ließen sie sie sich durchaus kunstvolle Beleuchtungen einfallen. Der Kreativität schien kaum Grenzen gesetzt. | © Thorsten Naeser

In der römischen Nacht

20. Januar 2023 | von Thorsten Naeser

Wenn die Nacht hereinbrach, dann wurde es in den römischen Städten der Antike nicht wirklich dunkel. Straßen, Gassen und Foren wurden durch Fackeln beleuchtet. In den Häusern und luxuriösen Villen zündete man Lampen an. Das Leben pulsierte weiter, man trieb Handel, besuchte Tempel oder feierte ausschweifend bis tief in die Nacht. Die Römer verstanden es, Licht zu machen. Dazu ließen sie sie sich durchaus kunstvolle Beleuchtungen einfallen. Der Kreativität schien kaum Grenzen gesetzt. Woher man das so genau weiß? Nun, das Wissen um die antiken Beleuchtungstechniken stammt nicht zuletzt von den immer noch andauernden Ausgrabungen der vom Vulkan Vesuv im Jahr 79 n. Chr. verschütteten Städte Pompeji, Stabiae und Herculaneum am Golf von Neapel.

Wie diese Beleuchtungen aussahen präsentiert die Sonderausstellung „Neues Licht aus Pompeji“ in der Staatlichen Antikensammlung in München. In deren Räumlichkeiten sind erstmals 180 Bronzeoriginale aus den einst prosperierenden Vesuvstädten Pompeji, Stabiae und Herculaneum zu bewundern: Der Besucher taucht ein in die römische Nacht. In den in Pompejanisch Goldocker getauchten, geschickt schummrig ausgeleuchteten Ausstellungsräumen bestaunt man Öllampen, Kandelaber, Lampenständer und figürliche Lampen- und Fackelhalter. Darunter sind weltberühmte Leuchtskulpturen, ebenso wie neuentdeckte Funde aus den Depots des Archäologischen Museums in Neapel und des Archäologischen Parks in Pompeji. Für die Münchner Ausstellung wurden viele davon extra restauriert. Als Verzierungen auf den Lampen lachen einem so manche Fratzen und Fabelwesen entgegen. Eros scheint omnipräsent, denn mit erotischen Anspielungen geizten die Römer wahrlich nicht. So nehmen manchmal die Lampen auch skurrile Züge an, etwa dann, wenn kleine Figuren riesige Phalli vor sich hertragen, die als Öllampen dienten.

Wer die nächtliche Welt der Antike digital in 3D erkunden möchte, der sollte das „Virtuelle Triklinium“ des pompejischen Lokalpolitikers Julius Polybius besuchen. Hier kann man mit VR-Brille zum römischen Sklaven werden. Mit der globigen Brille auf der Nase und einem Anzünder in der Hand läuft man herum und muss Lampen anzünden, die den dunklen Speisesaal dann erleuchten.

Mit ihrer spannenden Pompeji-Ausstellung haben es die Kuratoren um die Archäologin Ruth Bielfeldt von der Ludwig-Maximilians Universität München geschafft, einen überraschenden und bislang eher vernachlässigten Aspekt des römischen Lebens in den Mittelpunkt zu rücken. Wie die Römer am Golf von Neapel die Nacht zum Tag machten, ist ein wohltuend erfrischender Ansatz in der Ausstellungskultur über die Antike.

Die Ausstellung wird von einem reichhaltigen Veranstaltungsprogramm begleitet. Infos dazu hier:

www.licht-pompeji.de

www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de

 

Ausstellung:

"Neues Licht aus Pompeji",

Staatliche Antikensammlungen München

Königsplatz 1, 80333 München

bis 2. April 2023